Was ist Legasthenie?

Definition:

Mit dem Begriff "Legasthenie" - in der Fachwelt wird korrekterweise von "Lese-/ Rechtschreib-Störung" (LRS) gesprochen - wird eine Störung bezeichnet, die durch ausgeprägte und nachhaltige Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und / oder des Rechtschreibens gekennzeichnet ist.

Die Legasthenie ist dabei nicht Folge unzureichender Beschulung, einer Intelligenzminderung oder einer psychischen oder neurologischen Krankheit. Außerdem müssen gravierende Hör- und Sehprobleme als möglicher Grund für das Vorliegen der Schwächen beim Lese- und/oder Rechtschreiberwerb ausgeschlossen werden. Die Lese-Rechtschreibstörung stellt eine isolierte Störung des Schriftspracherwerbs dar. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat diese Beeinträchtigung, die es in allen lautsprachlichen Schriftsystemen der Welt gibt, in ihren Krankheitskatalog, dem Internationalen Klassifikationsschema psychischer Störungen (ICD-10, Dilling et al 1991) aufgenommen und zählt die Lese-Rechtschreibstörung zu den umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten (F81). Das ICD-10 unterscheidet zwischen einer "Lese- und Rechtschreibstörung" und einer "Isolierten Rechtschreibstörung". Auch im Erwachsenenalter wächst sich eine Legasthenie nicht aus!

Was ist LRS / Legasthenie nicht?

Nach dem derzeitigen Stand der Forschung ist Legasthenie:

  • kein allgemeines visuelles Problem (im Sinne eines Raumlageproblems: Legasthenie heißt nicht Buchstaben verdreht schreiben!)
  • kein generelles Hörproblem (obwohl die akustische Informationsverarbeitung von lautsprachlichem Material beeinträchtigt ist)
  • kein motorisches Problem (obwohl LRS – Kinder häufig zusätzlich feinmotorische, v.a. graphomotorische Auffälligkeiten zeigen)
  • kein Intelligenzproblem (Es gibt umgekehrt auch Kinder mit einer niedrigen kognitiven Grundbegabung, die dennoch keine Probleme beim Rechtschreiben und Lesen haben)
  • keine allgemeine Bezeichnung für Kinder, die schlecht in Deutsch sind
  • keine Modekrankheit (Wohl aber gibt es mittlerweile verstärkt Forschungen von Wissenschaftlern wie PsychologInnen, NeuropsychologInnen, LinguistInnen, MedizinerInnen…, die sich weltweit mit diesem Störungsbild beschäftigen.)
  • keine nettere Bezeichnung für "Faulheit"
  • kein Aufmerksamkeitsproblem (obwohl bei vielen LRS – Kindern gleichzeitig - aber nicht ursächlich - ADS oder ADHS (= Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) festgestellt werden kann).

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Quellenverweis: Der Text wurde von BALDT, dem Berufsverband Akademischer Legasthenie-Dyskalkulie-TherapeutInnen zur Verfügung gestellt, weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage von BALDT.